Registrieren im Forum

Blog

Neues, Interviews und Tipps findet ihr im BabyForum-Blog.

Geschichten vom gefährlichen Spielzeug

Warnsymbol Gefahr Hazard

Teddybären, Feuerwehrautos oder Bausteine – Spielzeug sollte Kindern vor allem Spaß bereiten. Das Spielzeug auch die Gesundheit der Kleinen gefährden könnte, war für viele Menschen lange Zeit kein Thema. Spätestens seit 2007, als weltweit mehrere Millionen in China produzierte Spielzeuge aus dem Verkauf gezogen wurden, achten jedoch viele Eltern bewusster auf die Qualität von Kinderprodukten.

Hersteller holen Spielzeug zurück

Es war Anfang August 2007, als der US-Spielwarenriese Mattel einen Spielzeug-Rückruf bekannt gab, dem innerhalb eines Monats zwei weitere folgen sollten. In Summe wurde dies laut Medienberichten zur größten Rückrufaktion der Konzerngeschichte und verpasste dem Image des Unternehmens eine große Delle. Weltweit wurden mehr als 21 Millionen Spielzeuge zurückgeholt, größtenteils aufgrund von Designfehlern, zum Teil aber auch wegen erhöhter Bleiwerte in den verwendeten Farben (Stichwort: Azo-Farbstoffe). Der überwiegende Teil der Produkte wurde in China hergestellt.

Mattel zog schnell Konsequenzen aus den Vorfällen. Noch im August 2007 gab das Unternehmen bekannt, mit sofortiger Wirkung ein dreistufiges Kontrollsystem einzuführen, das strengere Kontrolle der verwendeten Farben, der Produktionsprozesse und der fertigen Spielzeuge vorsah. Mehr unangekündigte Stichproben und die Kontrolle von Lieferanten vor Ort sollte die ausgeweiteten Tests ergänzen. Zugleich gab man bekannt, sich von einigen Zulieferern zu trennen, die Qualitätsstandards nicht eingehalten hatten. „Bezüglich des Designs, haben wir festgestellt dass es einen anderen Weg gibt Magnete in Produkten zu befestigen. Diese eigens aufgelegten neuen Standards in unserem Haus haben uns dazu bewogen alle Produkte, welche nach dem vorhergehenden Verfahren hergestellt wurden, zurückzurufen“, so eine Mattel-Sprecherin. Diese Aussage bezieht sich auf den Umstand das u.a. bei Spielzeugartikel für Mädchen („Polly Pocket“) abgehende verschluckbare Teile aufwiesen.

Konrad Brunnhofer, Experte beim Verein für Konsumenteninformation, sieht die Reaktion des Spielzeughersteller positiv: „Wenn Mattel derartige Rückrufaktionen startet, die für das Unternehmen ja auch mit hohen Kosten verbunden sind, dann zeigt die Firma schon ein gewisses Verantwortungsbewusstsein.“

Doch nicht nur Mattel, auch Toys’R’Us musste 2007 Millionen Spielzeuge zurückrufen, die in China produziert worden waren. Die Probleme waren ebenfalls zu hohe Bleiwerte sowie verschluckbare Teile, die sich von den Produkten lösen konnten. China, der weltgrößte Spielzeugproduzent, sah sich zurecht gezwungen aufgrund der internationalen Kritik und der Negativschlagzeilen ebenfalls aktiv werden. Noch im Jahr 2007 wurden verstärkte Kontrollen in den Spielzeugfabriken durchgeführt und hunderten Herstellern die Lizenz zur Produktion entzogen.

Noch immer schwarze Schafe am Markt

Noch immer scheint aber nicht bei allen Herstellern Vernunft aufgekommen zu sein, denn auch einige andere Spielzeugfirmen gelangten in den vergangenen Jahren durch Rückrufaktionen in die öffentliche Aufmerksamkeit. Tests von Verbraucherschützern beweisen zudem, dass immer wieder Produkte auf den Markt gelangen, die eine Gesundheitsgefährdung für Kinder darstellen können.

Ein Blick auf den gesamten europäischen Markt für Verbraucherprodukte zeigt, dass es weiterhin vor allem Spielzeug (neben Kleidung) ist, vor dem Kunden immer wieder gewarnt werden müssen. Die EU-Kommission berichtet, dass 2008 in dem europäischen Schnellwarnsystem RAPEX, knapp 500 der insgesamt 1.866 Meldungen zu gefährlichen Verbraucherprodukten Kinderwaren betroffen hat. Ein Großteil aller beanstandeten Artikel wurde in China produziert.

Kennzeichen und Richtlinien

CE KennzeichenDoch woher wissen Eltern, welches Spielzeug wirklich sicher ist? Als erste Orientierung ist die CE-Kennzeichnung gedacht, die in Österreich, aber auch in den anderen EU-Mitgliedsstaaten auf Spielwaren angebracht sein muss. Mit diesem Zeichen garantiert das jeweilige Unternehmen, sich an die in der EU geltenden Vorschriften bei der Herstellung zu halten.

Kritik dazu kommt aber von Verbraucherschützern. „In den vergangenen Jahren haben viele Vorfälle gezeigt, dass man sich auf das CE-Kennzeichen nicht verlassen kann. Solange es sich die Unternehmen selbst vergeben dürfen, ist es nicht besonders vertrauenerweckend“, meint Brunnhofer. Tatsächliche Kontrolle wäre seiner Ansicht nach erst dann gegeben, wenn zertifizierte Prüfstellen das CE-Zeichen vergeben, Überlegungen in diese Richtung gibt es derzeit jedoch nicht.

Mehr Sicherheit für die Kleinsten soll die im Jahr 2008 überarbeitete EU-Richtlinie zu Kinderspielzeug bringen. Diese sieht nun verschärfte Grenzwerte für bestimmte, in der Produktion von Spielzeug eingesetzte Inhaltsstoffe und unter anderem Verbote für Schwermetalle wie Blei oder Quecksilber vor. Verboten werden bei der Produktion damit auch sämtliche Stoffe, die krebserregend, erbgutverändernd oder fortpflanzungsgefährdend sind oder allergene Duftstoffe enthalten. Zudem müssen Warnhinweise an Verpackungen in Zukunft besser sichtbar und leicht verständlich sein, auch die Vorschriften zum Schutz vor Verletzungen oder Erstickungsgefahr wurden strenger ausgelegt.

Umgesetzt werden muss diese Richtlinie in allen Mitgliedsländern allerdings erst bis zum Jahr 2012. Auch wenn die Auflagen für Hersteller und Importeure von Kinderspielzeug damit strenger werden, kritisieren Verbraucherschützer die weiterhin fehlende verpflichtende Überprüfung der Vorgaben durch unabhängige Dritte.

Erst prüfen, dann kaufen

Eltern bleibt somit vorerst nichts anderes, als schon beim Kauf von Spielzeug auf Qualität zu achten. Setzen Sie dazu am besten alle Sinne ein. Prüfen Sie, ob sich Kleinteile lösen, Farbe abblättert oder bei Kontakt mit Wasser verwischt. Wenn ein Spielzeug schon beim Kauf unangenehm riecht, muss es nicht unbedingt schädlich sein, allerdings ist strenger Geruch auch kein Zeichen von hoher Qualität. Auch allzu günstige Produkte sind nicht unbedingt ein Indiz für einen hochwertigen Produktionsvorgang.

Besonders wichtig ist es, altersgerechtes Spielzeug zu kaufen, betont VKI-Experte Brunnhofer. Neue Spielsachen müssen zuerst unter Wasser: „Eltern sollten Spielzeug, das von den Kindern in den Mund genommen wird, unbedingt vorher säubern.“ Um oberflächliche Schadstoffe zu lösen, sollte das Spielzeug entweder mit heißem Wasser abgewaschen werden oder davor falls möglich noch in den Geschirrspüler kommen.

Um gefährliche Zwischenfälle zu vermeiden, ist schließlich auch die Aufsicht wichtig: „Eltern sollten auch versuchen, Kinder in einem gewissen Alter beim Spielen nicht alleine zu lassen, besonders dann nicht, wenn Kleinteile herumliegen, die verschluckt werden könnten“, so Brunnhofer.

Angesichts des Verlangens nach günstigem Plastikspielzeug wird man wohl auch noch in Zukunft mit dem einen oder andere Skandal um Kinderspielzeug rechnen und mit einer Reihe an Rückrufaktionen rechnen müssen. Der Preis dominiert hier nach wie vor den Markt, egal ob zwischen Hersteller, Produzent oder Konsument. Kluges und erschwingliches Spielzeug gibt es aber auch abseits der Massenproduktion nur ist es nicht immer so leicht zu finden oder den Kindern zu vermitteln. ;)

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Was ist die Summe aus 5 und 7?